WIE DU DEINE*N PARTNER*IN FÜR ORDNUNG BEGEISTERN KANNST
- maximilianschweige
- 19. Mai 2023
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Okt. 2024

Vielleicht bist du schon vor einiger Zeit auf das Thema Ordnung oder Minimalismus gestoßen und warst sofort begeistert davon. Du hast Videos dazu angeschaut, immer mehr darüber gelesen und Podcasts angehört. Nach und nach hast du es immer mehr in dein Leben integriert, viele Dinge ausprobiert und die Vorzüge davon genossen. Du hast gemerkt, wie sehr es dich entspannt, wenn alles seinen Platz hat, wenn du nur mit den für dich wichtigen Dingen umgeben bist, wenn Ordnung herrscht und alles aufgeräumt ist. Klarheit im Kopf stellt sich ein. Du bist fokussierter und konzentrierter. Du kannst zu Hause endlich wieder Kraft tanken und dich mehr entspannen. Du hast festgestellt, dass du nicht mehr anders leben möchtest. Gleichzeitig weißt du, dass in deinem Lebensumfeld noch mindestens eine weitere Person existiert, nämlich dein*e Partner*in, mit der*dem du entweder häufig Zeit verbringst oder gar zusammenwohnst. Und dass sie*er teilweise eine andere Vorstellung davon hat, wie sie*er leben will und diese nicht mit deinen Vorstellungen übereinstimmt. Das Bedürfnis nach Entspannung ist universell. Die Strategien, um dieses Bedürfnis zu erfüllen, sind dabei allerdings ganz unterschiedlich. Für dich mag es u. a. Ordnung und ein aufgeräumtes Umfeld sein, für deine*n Partner*in mag es eine andere Strategie sein, die dazu führt, dass sich Entspannung, Klarheit, Ausgeglichenheit o. Ä. einstellen. Selbst wenn ihr beide einen Wunsch nach Ordnung habt, so können die Ausprägungen verschieden sein. Das ist grundsätzlich auch völlig normal und absolut kein Problem. Wenn sich Menschen allerdings den Wohnraum teilen, dann kann es durchaus problematisch werden. „Räum doch endlich mal dein Zeug hier weg!“ oder „Warum liegen deine Klamotten immer noch hier rum?“, sind dann Sätze, die schnell fallen und zum Streit führen können. Wenn du möchtest, dass das der Vergangenheit angehört, dann habe ich im Folgenden einige Möglichkeiten aufgeführt, die dazu beitragen können.
DRUCK ERZEUGT GEGENDRUCK
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dein*e Partner*in mit dem Thema Ordnung beschäftigt, ist nicht so hoch, wenn du sie*ihn die ganze Zeit damit konfrontierst, ihr*ihm regelrecht auf den Geist gehst und nervst. Denn Druck erzeugt in der Regel Gegendruck und du wirst damit eher das Gegenteil von dem erreichen, was du eigentlich willst.
Außerdem sorgt dieser Ansatz nicht wirklich für Harmonie, sondern wirkt eher eskalierend und verursacht womöglich immer wieder Streit. Dementsprechend möchte ich von dieser Möglichkeit abraten und auch wenn es manchmal schwerfallen mag, weißt du es vermutlich selbst, denn du möchtest auch nicht auf diese Weise zu etwas gebracht werden, oder?
VORLEBEN UND INSPIRIEREN
Stell dir doch mal die Frage, wie etwas Neues in dein Leben kommt. Wie lässt du dich normalerweise inspirieren oder wie möchtest du inspiriert werden? Vielleicht stößt du auf ein YouTube-Video, das dein Interesse weckt. Du schaust es dir an und siehst etwas, das für die Person vor der Kamera wunderbar funktioniert, das ihr offensichtlich Vorzüge bietet und ihr Leben erleichtert oder verbessert. Du fragst dich dann, ob es nicht auch für dich Vorteile bieten könnte.
Und schon entsteht ein persönliches, tieferes Interesse, eine spielerische Lust, eine intrinsische Motivation, etwas Neues auszuprobieren und zu lernen. Manchmal kann es auch ein Leidensdruck sein, der dich dazu bringt, neue Wege zu gehen, aber den Druck von außen hat es dafür nicht gebraucht, sondern nur den eigenen Antrieb.
Und genauso kannst du es auch umdrehen: Wie kannst du die optimale Inspiration für jemand anderes sein? Meiner Meinung nach, indem du etwas so vorlebst, dass dein*e Partner*in eingeladen ist, sich inspirieren zu lassen und die Möglichkeit bekommt, sich völlig frei davon begeistern zu lassen.
"Mit gutem Beispiel voranzugehen, ist nicht nur der beste Weg, andere zu beeinflussen, es ist der einzige." (Albert Schweitzer)
NUTZE DAS MÄCHTIGE WERKZEUG DER KOMMUNIKATION
Du kannst noch aktiver vorgehen, indem du das Gespräch suchst. Dazu ist es ratsam, wenn du genau weißt, worum es dir wirklich geht, was dir wirklich wichtig ist und warum. Das hilft dir, vorbereiteter ins Gespräch zu gehen und konkrete Ideen und Vorschläge, wie es aussehen könnte, zu formulieren, damit dein*e Partner*in deine Wünsche leichter nachvollziehen und darauf eingehen kann. Finde auch heraus, was die andere Person daran hindert, die Dinge zu tun, die dir wichtig sind. Vielleicht funktioniert ein gewisses System für sie*ihn auch einfach nicht, weil die Einhaltung aus verschiedenen Gründen für sie*ihn zu anstrengend ist. Sind deine Vorstellungen vielleicht zu vage oder auch zu perfektionistisch formuliert? Kann dein Gegenüber etwas damit anfangen? Wenn du kommunizierst, dass es dir wichtig ist, dass die Pfanne nach der Benutzung wieder zu den anderen Pfannen gestellt wird, ist das viel klarer, als zu sagen, dass die Küche aufgeräumt werden soll. Wenn du eine Bitte aussprichst, die eine konkrete Handlung ermöglicht, erhöht das schon mal die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch zu erfüllen ist. Das Pfannen-Beispiel passt auch wunderbar zum Aspekt des Vorlebens. Wenn du selbst den ersten Schritt machst, indem du bspw. ein System für die Pfannen etablierst und die andere Person dann dabei unterstützt, den Sinn darin zu erkennen, könnte es dazu führen, dass sie es gerne nachahmt. Bitte darum, es einfach gemeinsam mit dir auszuprobieren.
"Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken." (Galileo Galilei)
ÜBER VERANTWORTLICHKEIT SPRECHEN
Vielleicht gibt es auch einen bestimmten Bereich eurer Wohnung, wie z. B. der gemeinsame Kleiderschrank, der dich jedes Mal stört, wenn du ihn öffnest, weil du die Kleidung deiner*s Partner*in siehst und dein Bedürfnis nach Klarheit nicht erfüllt ist. Nun wäre es eine Möglichkeit, sie*ihn zu fragen, ob du nicht die Verantwortung für den gemeinsamen Bereich übernehmen könntest. Das würde in diesem Fall bedeuten, dass du die komplette Wäsche nach dem Trocknen zusammenlegst und einräumst bzw. aufhängst. Wenn das ein Einsatz ist, den du gern leistest, um für Entspannung zu sorgen, dann lohnt es sich. Und wer weiß, ob dein*e Partner*in nicht sogar Gefallen daran findet und es dann eines Tages selbst so übernimmt.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass ihr zwei separate Kleiderschränke anschafft oder die Bereiche so aufteilt, dass du die Kleidung deiner*s Partner*in gar nicht sehen musst. So könnt ihr beide in eurem jeweiligen Bereich völlig autonom handeln und ein Konflikt ist damit nahezu ausgeschlossen.
BIST DU TRANSPARENT?
Weiß dein*e Partner*in überhaupt, wie wichtig dir das Thema ist? Wie wäre ein Gespräch, in dem du deine Bedürfnisse darlegst? Ihr habt euch entschieden, zusammenzuleben und dazu gehört es auch, die Bedürfnisse der*des anderen für wichtig zu empfinden und sich gegenseitig zuzuhören. Wenn dein*e Partner*in nur Kritik und Anschuldigungen hört, reicht das nicht. Wenn dein*e Partner*in allerdings deine wahren Gefühle und Bedürfnisse weiß und merkt, wie wichtig dir das Thema Ordnung ist, was es für dich bedeutet und wie es dein Leben positiv beeinflusst, dann kann sie*er dementsprechend mit dem Wunsch, zu deinem Wohlbefinden und der Harmonie der gemeinsamen Beziehung beitragen zu wollen, handeln.
Denn das sollte doch in einer gesunden und funktionierenden Beziehung das beidseitige Interesse sein, oder?
HILFE VON AUßEN
Wenn Versuche der offenen Kommunikation scheitern, weil eure Situation so festgefahren erscheint, dass nicht wirklich eine Veränderung möglich und die Frustration unverändert ist, kann auch externe Unterstützung ratsam sein.
Eine Person, die von außen helfen kann, indem sie euch beide gleichermaßen vertritt, neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, kann den Knoten entwirren. Das kann sowohl im Rahmen einer Paarberatung oder sogar -therapie als auch im Rahmen eines Ordnungscoachings der Fall sein.
Innerhalb dieses Settings ist es möglich, dass ihr einander wieder richtig zuhören könnt. Ihr werdet empathisch begleitet, sodass wieder mehr Offenheit entsteht. Ihr könnt wieder einen Schritt aufeinander zugehen und aus der Frustration aussteigen, um nach und nach wieder entspannter miteinander zu sein.
FAZIT
Egal, ob dein*e Partner*in am Ende die gleiche Begeisterung wie du hat oder im Sinne deiner Wünsche und Bedürfnisse dazu beiträgt - wichtig ist gegenseitiges Verständnis und das kann nur durch offene Kommunikation entstehen. Auch eine externe Unterstützung kann dafür in Erwägung gezogen werden.
Für die Harmonie in der Beziehung, die für beide das angestrebte Ziel sein sollte, braucht es das Zeigen von Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen. Dann kann dein*e Partner*in merken, was es für dich bedeutet und dann entsprechend anders handeln und mit Freude zu deinem Wohlergehen beitragen wollen. Du siehst, dass Druck meist kontraproduktiv ist und es neben dem Vorleben auf die richtige Kommunikation ankommt, um deine Wünsche zum Ausdruck zu bringen und deiner*m Partner*in auf eine angenehme Weise Möglichkeiten aufzuzeigen oder vorzuschlagen, die für sie*ihn zu einer gewollten Handlung führen, um am Ende auch dein Bedürfnis nach Ordnung zu erfüllen.
Es ist doch zu schade, die gemeinsame Zeit mit Streit über Chaos und Unordnung zu verschwenden!
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir neue Impulse geben können und hilft dabei, dass dein*e Partner*in mehr Offenheit für das Thema Ordnung zeigt.