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ICH HABE KEINE SOCIAL MEDIA - MEINE GRÜNDE UND DIE VORTEILE, OHNE SOZIALE MEDIEN ZU LEBEN

Aktualisiert: 15. Aug.


Ein entsperrtes Smartphone mit der Ansicht in den "Social media"-Ordner mit den Apps Instagram, Facebook und Twitter
Foto von dole777 auf Unsplash

Facebook, Instagram, X, TikTok und Co. - es gibt viele Plattformen, die auf die Interaktion zwischen den Nutzer:innen ausgerichtet sind. Bereits seit 1997 gibt es soziale Netzwerke, die sich im Laufe der Zeit natürlich stark verändert bzw. weiterentwickelt haben.


Besonders die Anzahl der Nutzer:innen wie auch die Nutzungsdauer sind zweifelsohne deutlich gestiegen. Auch die Funktionen und Möglichkeiten sind mittlerweile unfassbar vielfältig. Dass Jugendliche heutzutage den Berufswunsch "Influencer:in" benennen, wäre in der Anfangszeit undenkbar gewesen.


Der Begriff wurde erstmals 2007 verwendet. In dieser Entwicklung lassen sich zunehmende Möglichkeiten der Monetarisierung (z. B. durch Werbekooperationen) realisieren. Auch ich habe in der Vergangenheit bereits Produkte über Instagram beworben.


Genauso war ich privat nahezu meine gesamte Jugend sowie große Teile meiner 20er auf sozialen Netzwerken aktiv. In diesem Artikel möchte ich meine persönlichen Gründe dafür benennen, warum ich selbst kein Social Media mehr nutze - privat wie auch für "AUFGERÄUMT LEBEN".


MEINE ERSTE SOCIAL-MEDIA-PLATTFORM


Mein erstes Handy habe ich in der fünften Klasse bekommen. Ein Nokia 6310 dürfte es gewesen sein. Vielmehr als mit meinen beiden engsten Freunden im Dreieck SMS zu schreiben, war da nicht drin. Einen eigenen Computer und damit die Möglichkeit, mir irgendwo einen Account anzulegen, hatte ich dann ein paar Jahre später.


Nach oder während ich schon via ICQ mit meinen Freund:innen kommunizierte, war ich auch auf SchülerVZ angemeldet. Ich erinnere mich nur noch an das pinke Design, allerdings nicht mehr an konkrete Funktionen oder Features. Wenn ich mich recht entsinne, hat es auch nicht lange gedauert, bis es dann durch Facebook abgelöst wurde.


Einen völlig irrelevanten Status posten, in Gruppen aktiv sein, Bilder hochladen und über den Messenger statt via SMS oder ICQ mit anderen vernetzt sein - das waren so die grundlegendem Funktionen, die ich gern genutzt habe.


Es war eine Zeit, in der das neu und aufregend war und in der man sich damit ausprobieren konnte - zumindest in meiner Wahrnehmung. Außerdem habe ich das nicht hinterfragt, so gut wie alle hatten es halt einfach.


VON FACEBOOK ZU INSTAGRAM


Nach jahrelanger Nutzung und dem Ende der Schulzeit verlor Facebook für mich den Nutzen und Reiz. Ich hatte den Account aber noch einige Jahre und war dort halbwegs aktiv, um Kontakte aufrechtzuerhalten.


Meine Aktivität ging immer weiter zurück und auch der aufkommende Beliebtheit von Instagram konnte ich nichts abgewinnen, bis ich mich vor über 5 Jahren selbstständig gemacht habe. Ich sah darin eine gute Möglichkeit, meine Arbeit zu präsentieren und Menschen zu gewinnen, den ich helfen könnte.


Dass ich privat wenig Ambitionen hatte, Instagram oder andere Plattformen zu nutzen, liegt wohl auch daran, dass ich keine Sorge habe, potenziell etwas verpassen zu können oder nicht mitzubekommen. Ich war auch ohne ganz zufrieden und hatte nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlt.


Für "AUFGERÄUMT LEBEN" aber war ich am Anfang motiviert und überlegte mir, was ich so machen kann, um Inhalte oder auch "Content" zu erstellen, die für andere interessant sein und einen Mehrwert bieten könnten.


INSPIRATION AUF SOCIAL MEDIA


Während ich in der Gründungsphase, dem Prozess hin zur Realisierung meiner Selbstständigkeit nicht viel nach rechts oder links geschaut habe, sondern mich sehr auf mich konzentriert habe, war das nach der Anmeldung auf Instagram anders.


Es eröffnete sich eine Welt, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Ich konnte die Arbeit von Kolleg:innen auf der ganzen Welt verfolgen, konnte mir Dinge abschauen. Das war nicht nur als Inspiration hilfreich, sondern auch um mich selbst einzuordnen. Ich konnte feststellen, was zu mir passt und was nicht.


VERGLEICHE AUF SOCIAL MEDIA


Egal ob die Nutzung von Social Media privat oder beruflich ist, kann es von der Inspiration hin zu einem Vergleich nur ein kleiner Schritt sein. Man kann immer schauen, was die anderen zeigen, machen, können und leisten.


Ein oftmals zu schmaler Grat von der reinen Inspiration hin zu einem Vergleich und den damit verbundenen Ansprüchen, selbst auf eine bestimmte Weise zu handeln oder zu sein.


"Ich müsste auch so selbstbewusst [ergänze ein Adjektiv deiner Wahl] sein wie sie." Die Gefahr, abzurutschen und sich darin zu verlieren, ist in meinen Augen groß. Diese Gefahr ist auch im realen Leben existent. Aber nirgendwo anders kannst du in kurzer Zeit unwirklich viele Lebensrealitäten verfolgen wie z. B. auf Instagram.


Und einmal in diesem Vergleichen angekommen, ist es doch schwer, sich davon freizumachen. Denn die App will deine Aufmerksamkeit und schafft es auch, indem sie dir immer wieder neue Dopamin-Ausschüttungen ermöglicht.


WAS IST DIE REALITÄT?


Aber ich bleibe zunächst mal bei den Lebensrealitäten. Was ist denn eigentlich die Realität? Während ich darüber nachdenke, kommt mir direkt das Adjektiv "realistisch" in den Sinn, was ich etwas greifbarer finde und wozu du sicherlich auch ein Bild hast.


Ich habe Google befragt und bekomme folgendes präsentiert:


Das Wort "realistisch" ist mit Silbentrennung aufgeführt und die Definition 1a des Adjektives sagt: "der Wirklichkeit entsprechend; lebensecht und wirklichkeitsnah" mit dem Beispiel "eine realistische Schilderung".

Um festzustellen, dass Instagram und das Adjektiv "realistisch" wenig miteinander zu tun haben, ist nicht viel nötig. Wir sehen auf Social Media lediglich kleine Ausschnitte und diese Ausschnitte sind meist auch noch geschönt dargestellt.


Du siehst sportliche, motivierte, erfolgreiche und schöne Menschen, aufregende Momente, spannende Orte, gesundes Essen und doch ist es nicht die Realität. Trotzdem denken wir, dass andere erfolgreicher sind, mehr leisten, glücklicher sind, schöner wohnen, sich gesünder ernähren, aufregendere Dinge tun - ein tolleres Leben führen.


PERFEKTIONISMUS IN BILDERN


Jeder Mensch möchte Anerkennung bekommen und gemocht werden. Für etwas bewundert zu werden, auch wenn die Darstellung nicht der Realität entspricht, ist eine Strategie dafür. Eine Dienstleistung, ein Produkt oder generell etwas zu verkaufen, benötigt ebenfalls eine Überzeugungskraft.


Es sah immer ganz toll aus, was ich da gesehen habe, wenn ich über Hashtags nach aufgeräumten Speisekammern gesucht habe. Perfekt durchgestylte Räume wie in einem Hochglanzmagazin (oder eben dem Instagram-Feed) sehen total verlockend und auch nach einem erstrebenswerten Zustand aus.


So schnell steigt die Followerschaft. Es muss toll aussehen. Aber was daran ist "lebensecht"? Oder alltagstauglich? Oder bezahlbar? Oder nachhaltig? Oder moralisch? Vielmehr zählen Follower:innnzahl, Likes und Einnahmen durch Werbekooperationen.


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MEIN AUSSTIEG - ICH WILL KEIN SOCIAL MEDIA MEHR


Nach dem ich eine Weile mitgespielt habe, war nicht nur die fehlende Realitätsnähe ein Problem für mich, sondern auch die Diktatur dessen, was ich da machen sollte, damit es dem Algorithmus gefällt.


Stories, bei denen ich fröhlich in die Kamera spreche, Reels, die unterhaltsam sind, dazu Posts, die gespickt sind mit den passenden Hashtags, um zumindest ein bisschen Aufmerksamkeit zu erlangen, ehe sie schnell wieder vergessen sind.


Nach einiger Zeit habe ich nämlich gemerkt, wie viel Energie mich das kostet, diesen hohen Aufwand zu betreiben, ohne wirklich Freude daran zu haben. Außerdem war es ernüchternd, auf einer Plattform aktiv zu sein, die in meinen Augen zum großen Teil eine Scheinwelt ist und wenig mit der Realität zu tun hat.


Deswegen habe ich mich entschieden, meinen Account zu löschen. Und das ist gar nicht so leicht, weil Social Media ja schon ein Mittel sind, viele Menschen zu erreichen und auf sich aufmerksam zu machen. Trotzdem fühlte es sich enorm befreiend an, nicht mehr Teil des Ganzen zu sein, nachdem ich es gewagt hatte.


SOCIAL MEDIA UND DIE MENTALE GESUNDHEIT


Denn es ist letztlich wie beim Ausmisten: Man stellt sich die Frage, was zu einem passt und was nicht mehr. Wenn du loslässt, was nicht mehr zu dir passt, kannst du eine Erleichterung verspüren und den gewonnen Raum für etwas anderes nutzen.


Weil es Instagram und Co. schaffen, unsere Aufmerksamkeit immer wieder in die App zu lenken und unser Gehirn dazu bringt, das bereits erwähnte Dopamin auszuschütten, fällt es uns so schwer, uns davon zu lösen, auch wenn es vielleicht viel gesünder für uns wäre.


Es könnte dazu führen, dass du weniger Zeit am Bildschirm und stattdessen mehr an der frischen Luft verbringst und dich mehr bewegst. Es könnte dazu führen, dass du dich weniger mit anderen vergleichst und stattdessen mehr Zufriedenheit aus dir heraus entwickelt.


Es könnte dazu führen, dass du weniger passiv konsumierst und stattdessen mehr aktiv bist, indem du ein neues Hobby beginnst. Es könnte dazu führen, dass dein eigener Selbstwert weniger von den Likes des letztes Posts abhängig ist und stattdessen mehr Gedanken in andere Dinge fließen können.


Toxische Positivität, soziale Vergleiche, Hass, Diskriminierung, Wahlbeeinflussung, ständige Verfügbar- und Erreichbarkeit, FOMO (fear of missing out, also die ständige Angst, etwas zu verpassen), Hustle Culture und Selbstoptimierung sind weitere Stichworte, die zwar nicht nur in den sozialen Medien existieren, allerdings dort sehr befeuert werden und absolut nicht zu unterschätzen sind.


DER EINFLUSS AUF MEINE ARBEIT


Auf der einen Seite habe ich durch Instagram auch wertvollen Kontakt zu Kolleg:innen knüpfen können, aus denen auch Freundschaft wurde. Auf der anderen Seite habe ich Dinge gesehen, von denen ich mich in meiner Arbeit abgegrenzt habe. Auch dadurch konnte ich mich weiterentwickeln.


Ich möchte Menschen keine Produkte verkaufen, die sie nicht brauchen. Ich möchte keine Bilder posten, die Perfektion zeigen. Ich wollte nicht mehr diese Oberflächlichkeit sehen, hatte nicht nur die Schnelllebigkeit satt, sondern auch die Stimme in mir, die mir sagt, dass ich so und so sein muss.


Ich habe gemerkt, dass Instagram und auch andere Plattformen nicht zu mir, meinen Werten und meiner Philosophie passen - und daher auch nicht zu "AUFGERÄUMT LEBEN".


Authentizität, Nachhaltigkeit und Gesundheit sind einige der Werte, die ich vertreten möchte. Nur wenn ich hinter dem stehe, was ich tue, kann ich auch anderen etwas geben. Daher kam für mich auch kein Kompromiss infrage.


Wenn ich mit meinen Kund:innen zusammenarbeite, dann geht es nicht um ein Ankleidezimmer wie es Kim Kardashian hat oder eine Küche, die aussieht als würde niemand jemals irgendetwas darin benutzen.


Ich möchte alltagstaugliche, realistische Lösungen erarbeiten, die der Lebenswelt meiner Kund:innen entsprechen und nachhaltig aufrechtzuerhalten sind. Dafür kann es auch ausreichen, bereits vorhandene Ordnungshelfer einzusetzen, anstatt Produkte zu empfehlen, für die eine Provision bekomme.


Anstatt Bilder zu teilen, die instagrammable sind, möchte ich nachhaltige Inhalte bieten. Lieber schreibe ich einen hilfreichen und inspirierenden Blogartikel, der nicht schon nach einer Woche keine Bedeutung mehr hat, sondern für Monate und Jahre aktuell ist.


KEIN SOCIAL MEDIA IST AUCH KEINE LÖSUNG?


Wenn bei dir persönlich die Vorteile überwiegen, du viel Freude empfindest, Inspiration bekommst und dich gut abgrenzen kannst, dann spricht nichts dagegen, dass du auch weiterhin aktiv auf Instagram und Co. bist.


Viele Inhalte sind enorm wichtig und erhalten erst durch die gebotene Reichweite die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben. Ich habe schon häufiger gehört, dass Menschen sich erst durch entsprechende Vorbilder, die ihnen sonst im Lebensumfeld fehlen, sich etwas gestraut haben oder anfangen, zu sich zu stehen.


Auch wichtige Aufklärungsarbeit wird in den sozialen Netzwerken betrieben. Das kann für viele eine niederschwellige Möglichkeit sein, etwas Neues zu lernen. Mir ist es ganz wichtig, zu betonen, dass es wie auch sonst im Leben kein allgemeingültiges Schwarz oder Weiß ist, sondern eben eine individuelle Abwägung.


Bist du auf Social Media unterwegs, weil es dir überwiegend Freude bereitet oder weil du sonst die Sorge hättest, etwas zu verpassen? Oder hast du schon mal mit dem Absprung geliebäugelt oder bist sogar kurz davor, ihn in die Tat umzusetzen?


FAZIT - WARUM ICH KEIN SOCIAL MEDIA MEHR NUTZE


Soziale Netzwerke bieten viel Potenzial und Vorteile, bergen gleichzeitig auch Risiken und Nachteile. Nachdem die Nachteile für mich überwogen haben und ich eine weitere Nutzung auch nicht mehr mit meinen Werten vereinbaren konnte, habe ich mich dazu entschlossen, Social Media nicht mehr zu nutzen.


Von der für mich positiven Inspiration zu ungesunden Vergleichen ist es nur ein kleiner Schritt. Viel Bildschirmzeit, Inhalte, die nur von kurzer Dauer sind und Bilder, die eher Perfektion anstatt Realitätsnähe zeigen - das sind für mich neben vielen anderen potenziellen Gefahren Gründe, um kein Social Media mehr zu haben.


Nach einiger Zeit Abstand vermisse ich die Funktionen und die Vorteile auch nicht. Wenn ich mal bei Freund:innen mit reinschaue, reicht es mir völlig aus. Anstatt mein Gesicht in die Kamera zu halten, schreibe ich lieber einen gehaltvollen Text, um Anstöße, Impulse und Tipps zu liefern, die nachhaltig von Wert sind.


ree









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